Professor Zamorra Nr. 144: Gefangen in Lemuria
Der gigantische Schatten lag da wie ein zum Sprung geducktes Raubtier. Doch
es war kein normaler Schatten. Er war dreidimensional, plastisch. Ein Gebilde,
dessen Konturen ständig verwischten, nicht zu erfassen waren. Eine
grenzenlose Schwärze, eine Lichtlosigkeit schien das Auge des Betrachters
förmlich in sich aufzusaugen. Rund um das lichtlose, seltsame Gebirge,
du wie ein massiver, großer Fels aus der Ebene aufragte, herrschte
hektisches Trolben. Menschenähnliche Wesen in schwarzer Kleidung huschten
geschäftig hin und her. Doch sie waren keine Menschen mehr. Sie sahen
nur noch so aus. Eine grauenhafte Veränderung war mit ihnen vorgegangen,
eine Veränderung, für die eine Gruppe von dämonischen Kreaturen
verantwortlich war, die niemals auf der Erde entstanden war. Sie wirkten
wie Schatten. Und in gewisser Hinsicht waren sie es auch. Kreaturen der
Finsternis, dunkel, düster, schattenhaft und grausam. Sie waren Ungeheuer
- die Meeghs ...
von W. K. Giesa, erschienen am 04.12.1979, Titelbild: Pujolar
Rezension von
Olsen:
Kurzbeschreibung:
Die Meeghs, jene schattenhaften, außerirdischen Dämonen, die Zamorra
schon einige Male zu schaffen machten, wollen einen Stützpunkt auf der
Erde errichten. Dies wollen sie im versunkenen Lemuria tun. Weil es ihnen
dort aber wohl zu ungemütlich ist, haben sie den kühnen Plan, den
Kontinent mit magischen Mitteln wieder zu heben. Zu diesem Zweck entführen
sie einige Spezialisten (wie z.B. Geologen), die sie in Cyborgs verwandeln,
und kapern drei geheime Atom-U-Boote. Der Kapitän eines dieser Boote
kann gerade noch einen Notruf absetzen.
Durch den Notruf wird Colonel Balder Odinsson hellhörig, der bereits
in PZ 130 seine Erfahrungen mit
Lemuria gemacht hat. Mit der geheimnisvollen Miss Smith, die er als
Lemuria-Expertin vorstellt, alarmiert er Zamorra und Nicole. Also machen
sich alle gemeinsam auf den Weg. Natürlich wird ihr U-Boot sofort von
den Meeghs angegriffen und nach einem (leider zu) langen Gefecht, gelingt
es den Meeghs, Zamorra und Co. in das durch eine Energiekuppel vor den
Wassermassen geschützte Lemuria zu entführen. Dort sollen die
Gefangenen ebenfalls zu Cyborgs gemacht werden.
Die Meeghs erweisen sich als schier übermächtiger Gegner. Der Professor
kann nicht verhindern, dass die Dämonen die Kristalle aus einem Meegh-Spider
ausbauen, um mit deren Energie den Kontinent zu heben. Doch plötzlich
zeigt Miss Smith ihr wahres Gesicht. Sie ist nämlich niemand anders
als Ansu Tanaar, die Priesterin aus der Weißen Stadt jener Stadt,
die einst Teil von Lemuria war, bis sie durch alte Schamanen in eine
Raum-Zeit-Nische gerissen wurde (siehe PZ
134). Und Ansu Tanaar verfolgt nur ein Ziel: Die Weiße Stadt soll
wieder Teil von Lemuria werden. Es gelingt ihr, die Energie der Kristalle
anzuzapfen und für ihre Zwecke zu gebrauchen. Die Weiße Stadt
erscheint wieder und der Stützpunkt der Meeghs wird vernichtet.
Vereinzelte Meeghs können in ihren Spidern fliehen. Auf der Flucht
zerstören sie jedoch die Weiße Stadt gleich wieder. Außerdem
wird die Schutzkuppel vernichtet, so dass die Wassermassen auf Lemuria
einstürzen. Im letzten Augenblick gelingt es Ansu Tanaar, alle an Land
zu teleportieren.
Meinung:
Dies ist meiner unmaßgeblichen Meinung nach der bis zu diesem Zeitpunkt
beste Roman aus Giesas Feder. Versuchte er bei seinen bisherigen Romanen
häufig, die Handlung mit Action zu überfrachten (wodurch sie dann
die Ruhe eines Benny-Hill-Sketches ausstrahlten), geht er in diesem Band
einen anderen Weg. Er gibt der Handlung nämlich wesentlich mehr Zeit
sich logisch zu entwickeln, ohne dabei allzu spektakuläre (und dadurch
nicht mehr nachvollziehbare) Haken zu schlagen. Dennoch gibt es zwei oder
drei Kleinigkeiten, die mich an diesem Roman gestört haben. Da ist
beispielsweise die Szene, in der Zamorra und Co. nach Lemuria entführt
werden was leider nicht abgeht, ohne dass vorher eine seitenlange
Unterwasserschlacht zwischen den U-Booten geschildert worden wäre. In
dieser Phase des Romans gleitet Giesa in alte Verhaltensmuster zurück
und stößt den Leser (also mich) in abgrundtiefe Langeweile. Und
wenn ich schon das Wort U-Boot erwähne: Freilich ist es
erstrebenswert, Wiederholungen möglichst zu vermeiden. Wenn das aber
dazu führt, dass statt U-Boot immer wieder das Wort Submarine
benutzt wird, klingt das Ganze für mich eher lächerlich. Leider
ist mir auch nicht ganz klar, warum die Meeghs überhaupt die U-Boote
gekapert haben. Man bedenke, dass Zamorra ihnen ohne diese Sinnlos-Aktion
gar nicht auf die Spur gekommen wäre.
Was ich auch nicht nachvollziehen konnte, ist Ansu Tanaars Rolle. Gut, sie
wollte die Weiße Stadt wieder nach Lemuria bringen. Aber wie schaffte
sie es, Odinssons Vertrauen als Lemuria-Expertin zu gewinnen? Schließlich
ist dieser Mann beim Geheimdienst. Wie hat Ansu Tanaar den Kontakt
geknüpft? Ist sie einfach hineinspaziert und hat gesagt: Ich
weiß was!? Aber sei es drum. Ich habe heute einfach keine Lust
Korinthen zu spalten oder Haare zu kacken. Und da ich von den alten
Zamorra-Romanen bisher noch nicht allzu sehr verwöhnt worden bin, lasse
ich hier gutgelaunt vier Kreuze springen.
Besonderheiten:
- Preiserhöhung von 1,30 DM auf 1,40 DM. Na gut, ich gestehe, dass diese
Preiserhöhung schon bei Band 142
geschah. Da isses mir aber leider noch nicht aufgefallen.
- Nicole (und damit wohl auch W.K. Giesa) macht sich zum ersten Mal Gedanken
darüber, dass der Professor seit 5 Jahren (also seit Serienstart)
überhaupt nicht älter geworden zu sein scheint was, wie
wir inzwischen wissen, sich auch in den folgenden 25 Jahren nicht ändern
wird.
- Erstmalig werden die Meegh-Raumschiffe als spinnenförmig beschrieben.
Der Meegh-Spider ist geboren.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein Mann mit einer Ente auf dem Kopf schießt mit einer Wasserpistole
einem Shaolin-Mönch die Glatze blau. Das Bild ist nur bei
großzügigster Auslegung als Romanszene zu interpretieren. Na ja.
Spiegelt aber trotzdem irgendwie den Cover-Zeitgeist der ausgehenden 70er
Jahre wieder. Deshalb 2 Kreuze.
Coverbewertung: