John Sinclair Nr. 118 : Der Dämonenwolf
John Sinclair Nr. 118 : Der Dämonenwolf


Sie sahen gefährlich aus in ihren schwarzen Lederhosen, den genieteten Jacken und den kniehohen Stiefeln. Die blutroten Sturzhelme und die dröhnenden, schweren Motorräder verstärkten noch den Effekt. Wenn sie im Pulk über die schmalen schottischen Landstraßen durch die Hochmoore und über die tiefgrünen Hügel donnerten, schimpften die Leute hinter ihnen her. Rocker und Rowdies waren noch die harmlosesten Ausdrücke. Dabei waren die sie verschworene Gemeinschaft von 13 jungen Leuten, 12 Männern und einer Frau, die nichts anderes wollten als ein wenig Freiheit in einer rundherum aufgeteilten und regulierten Welt. Wenn sie auf ihren Motorrädern saßen, vergaßen sie für ein paar Stunden den drückenden Alltag.


von Richard Wunderer, erschienen am 06.10.1980, Titelbild: Nehmet

Rezension von
Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Die Motorrad-Gang "Flying Scotsmen" vertreiben sich auf ihren heißen Öfen die Zeit und stoßen den meisten Bewohnern des schottischen Dorfes Rranlin sauer auf. Eines Nachts jedoch beweisen die jungen Leute, daß ihr Herz am rechten Fleck sitzt, denn sie helfen der Familie MacCranter - die sie eigentlich etwas necken wollten - als diese von einem gigantischen Wolf angegriffen wird. Besonders der Anführer der Gruppe - Tom Meredith - tut sich dabei hervor und kämpft besonders tapfer gegen das Ungetüm, doch auch er kann nicht verhindern, daß der Sohn des Hauses - Pete MacCranter - getötet und dessen Leiche verschleppt wird. John und Suko - zu diesem Zeitpunkt unleidige "Strohwitwer", weil ihre Frauen gemeinsam mit Sheila Conolly nach Paris geflogen sind - werden durch eine polizeiliche Aktennotiz auf den Fall aufmerksam und fahren schleunigst nach Schottland, wo sie auch gleich auf einen seltsamen Prediger treffen, der umherzieht und vom Untergang durch Fenris den Dämonenwolf erzählt. Dieser Prediger ist der untote Pete MacCranter, der John nachts zu einem Treffen zu sich ruft. Bei diesem Treffen greift Pete John sogleich an und verwickelt ihn in einen Zweikampf, den der Geisterjäger beinahe für sie entscheiden kann, doch im letzten Moment gelingt dem jungen Mann, von dem John zu diesem Zeitpunkt noch nichts weiß, die Flucht. Erst am nächsten Tag, nachdem John und Suko sich mit den "Flying Scotsmen" gewissermaßen angefreundet haben, erfährt John, wer der geheimnisvolle Angreifer der letzten Nacht war, denn er sucht die MacCranters auf, verhört sie und sieht ein Foto von Pete. Inzwischen begibt sich der ehemalige Großwildjäger und jetzige Wildparkbesitzer Clout Hemmings, gemeinsam mit seiner Frau Marga auf die Jagd nach dem Dämonenwolf, von dem er in der Zeitung las und erhofft sich von dieser Aktion ein regeres Publikumsinteresse an seinem Park, der ansonsten pleite geht. Tatsächlich findet er die Bestie auch, doch er wird schon bei diesem ersten Treffen schwer verletzt. John und Suko, die dazwischengehen, können das schlimmste verhindern. Leider können Fenris und Pete MacCranter wiederum entkommen. Hemmings landet im Krankenhaus und Della Bride - das einzige weibliche Mitglied der Motorrad-Gang - kümmert sich um dessen Frau Marga. Später zeigt Della den beiden Geisterjägern eine alte Burgruine, unter welcher ein Dimensionstor in einer Höhle exsistiert, durch das Fenris auf die Erde zurückkehren konnte, nachdem er vor Jahrhunderten vertrieben worden war. Johns Kreuz macht dessen Plan, das Tor zu durchschreiten, selbstständig einen Strich durch die Rechnung und unterbricht dessen Funktionen, ohne es jedoch vollkommen zu vernichten. Als die Höhle durch die schweren Regenfälle einzustürzen droht, fliehen die drei und können im letzten Moment ins Freie gelangen. Nach einer heißen Dusche und einem kräftigenden Essen fährt John zur Familie MacCranter zurück, während Suko in Rranlin auf Streife geht. Inzwischen wird Tom Meredith, der ruhelos umherfährt, von Fenris angegriffen und ebenfalls, wie Pete MacCranter, zu einem untoten Diener gemacht. Während John mit den MacCranters gegen den gigantisch angewachsenen Fenris, der mit feurigem Atem das Haus der Familie einzuäschern versucht, und dessen Diener Pete ankämpft, muß Suko Tom Meredith mit der Dämonenpeitsche töten. John kann Fenris und Pete vertreiben und mit der restlichen MacCranter-Familie aus dem Feuer entkommen. Doch so rechte Freude kann dadurch auch nicht aufkommen, denn Marga Hemmings geht nun, getrieben von Rachegedanken, auf die Jagd nach dem Dämonenwolf. Sie nimmt unterwegs einen Anhalter mit, der ihr erzählt, soeben einen Wolf gesehen zu haben, wie er bei der Burgruine verschwand. Er führt Marga Hemmings zur Ruine, wo er sein wahres Ich entblößt, denn er ist Pete MacCranter. Er greift die Frau an und versucht sie durch das wiedererstarkte Dimensionstor zu zerren, was John und Suko im letzten Augenblick verhindern können. Während der Chinese die Frau nach Rranlin zurückbringt, sucht John noch einmal die Überreste des MacCranter-Hauses auf, in der Hoffnung etwas zu finden, doch enttäuscht bleibt ihm nichts anderes übrig, als zur alten Ruine zurückzukehren, wo er den Zugang zum Dimensionstor erneut begehen kann und am Tor mittels einer alten Beschwörungsformel, die er sich in Erinnerung ruft (???) eine Art von Zeittorfunktion auslöst, durch die er eine Vision sichtbar machen kann, die zeigt, wie Fenris vor langer, langer Zeit von einem Krieger mit einem Speer vernichtet wurde, wobei es den Speerwerfer selber auch erwischte. Er kehrt nach Rranlin zurück, wo sich die Stimmung der Famlilie MacCranter, der "Flying Scotsmen" und anderer gegen ihn und Suko richtet. Als John den Leuten erklärt, was er und Suko in Wirklichkeit tun und mit welchen Waffen sie gegen Fenris vorzugehen versuchen, dreht Marga Hemmings durch, entreißt im die Beretta und stürzt aus dem Gasthaus, um erneut auf Jagd zu gehen. John und Suko rasen hinter der verwirrten Frau her, doch sie können sie nicht aufhalten und müssen mitansehen, wie sie mit ihrem Wagen gegen den Dämonenwolf (der wieder riesig angewachsen ist) prallt und von ihm getötet wird. Trotz Silberkugeln, Dolch, Dämonenpeitsche und Kreuz kann Fenris die beiden Geisterjäger mit einer Säure, die er aus seinem Maul verschießt, ausschalten und die beiden erkennen, als sie geschlagen in den Ort zurückkehren, daß sie im Nahkampf keine Chance gegen den Dämonenwolf haben. Am nächsten Tag fahren die beiden zu den Überresten des MacCranter-Hauses und wollen den Umstand untersuchen, weshalb Fenris ausgerechnet dieses Gebäude und diese Familie angegriffen hat. Sie finden in den verkohlten Überresten einen Speer,in dem John die Waffe des Kriegers aus seiner Vision erkennt. Mit dieser Waffe und mit Hilfe der "Flying Scotsmen", die nun unter dem Kommando von Della Bride stehen, wollen sie Fenris und Pete MacCranterö aufspüren und zur Strecke bringen. John erfährt jedoch vorher, daß Clout Hemmings auf eigenes Risiko das Krankenhaus verlassen hat und ruft den Mann an, um ihn vor eventuellen Dummheiten zurückzuhalten. Hemmings versichert John jedoch, daß er nichts dergleichen vor hat, da er dazu überhaupt nicht in der Lage ist. Die Verbindung wird unterbrochen und einem unguten Gefühl folgend, suchen John und Suko den Wildpark Hemmings' auf, wo sie tatsächlich Fenris und Pete MacCranter stellen können. Fenris wird vom Speer, den John auf ihn schleudert, getroffen und Pete stirbt endgültig. Der Dämonenwolf flieht schwer verletzt zur Burgruine und will durch das Dimensionstor verschwinden, doch vorher verendet er. John und Suko werden Zeugen, wie ein gewaltiger Sog aus dem Tor den Kadaver Fenris' erfaßt und fortholt, ehe es zusammenbricht. Sie kehren nach London zurück, wo Jane und Shao bereits warten und beenden damit ihr "Strohwitwer"-Dasein.


Meinung:
Oje, oje...... nun, ein bißchen mehr muß ich ja wohl schon von mir geben. Also, dat war nix! Diesem Machwerk sieht man regelrecht an, daß es von einem Fremdautor verzapft worden ist (verzapft ist der richtige Ausdruck dafür). "Der Dämonenwolf" ist wohl der letzte John Sinclair-Roman, den Richard Wunderer auf seiner Schreibmaschine zustandebrachte - Gott sei Dank! Ich stehe zu diesem 'Gott sei Dank', denn Wunderers Romane gehören nicht gerade zu den Highlights der Serie. Zwar erlangt er in dieser Story nicht den hohen Verwirrungsgrad wie z. B. in Band 41 "Das Amulett des Sonnengottes" oder den Langeweile-Faktor von Band Nr. 49 "Das Grauen an der Themse", aber Roman ist - trotz einiger guter Ansätze - einfach uninteressant. Alle in allem verpuffen diese guten Ansätze (ein Großwildjäger, der sich auf die Spur des Dämonenwolfs setzt, die Motorrad-Gang und natürlich ein mörderischer Dämonenwolf aus der nordischen Mythologie) zwischen den lustlos heruntergenudelt wirkenden Zeilen, in denen zwar viel passiert, jedoch ohne das wirklich etwas geschieht. Hört sich merkwürdig an? Ich weiß, aber anders kann ich es einfach nicht formulieren. John und Suko hetzen zwischen Rranlin, dem Anwesen der MacCranters (beziehungsweise dessen Überresten) und der Burgruine hin und her, machen dann wieder eine Kehrtwende grasen das Gebiet erneut ab. Die Szene am Dimensionstor, wo John mittels einer Beschwörungsformel eine Zeittorfunktion aktiviert, erscheint mir sowas von billig aus dem Ärmel gezogen, daß es beinahe schon wehtut. Überhaupt wirkt dieses Tor meiner Meinung nach dramaturgisch vollkommen überflüssig. Auch der Showdown im Wildpark von Clout Hemmings ist irgendwie für die Katz und langweilt eigentlich mehr, als daß er Spannung erzeugt. Nein, nein, ich wiederhole noch einmal.....dat war nix. Lediglich wegen der - bereits erwähnten - guten Ansätze gibt es ein Gnadenkreuz.


Besonderheiten:

Erster Auftritt von Fenris (hier noch als Dämonenwolf bezeichnet)


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Auch das Cover macht nicht viel her. Zwar wird im Verlauf der Geschichte eine Vision Johns beschrieben, in der ein nordischer Krieger mit einem Schwert auf den Dämonenwolf losgeht, doch das wirkt alles arg konstruiert. Auch habe ich beim Anblick dieses Bildes - dessen Zeichenstil mir überhaupt nicht gefallen will - den Eindruck, als würde der Wolf rückwärts rennen. Das kann man an der Haltung des Monsters und auch an der Richtung, in die sein Schwanz schwingt, erkennen. Der Hintergrund ist mir zu diffus und ungenau.


Coverbewertung:
0 Kreuze
Rezension von Tom:


Kurzbeschreibung:
In Schottland geht ein Werwolf um. Er tötet einen jungen namens Pete MacCranter, der nun als Untoter im Auftrag des Werwolfs handelt. John und Suko reisen nach Schottland und finden heraus, dass der Wolf Fenris ist, der Götterwolf. Zusammen mit einer Motorrad-Gang nehmen sie den Kampf gegen die Bestie auf. Dazu braucht John einen Speer, der er im Haus der MacCranters findet. Damit ersticht er Fenris, der zu einem Dimensionstor flüchtet. Doch bevor er es betreten kann, bricht er zusammen. Doch das Dimensionstor nimmt ihn auf, so dass John und Suko nicht wissen, ob sie ihn wieder sehen werden.


Meinung:
Dies ist der letzte Roman von Richard Wunderer in der Sinclair-Reihe und ich muß sagen, ich bin nicht traurig drüber. Wunderers Romane gehörten wohl zu den schlechtesten der Fremdautoren. Da macht dieser Roman keine Ausnahme. Fängt er doch recht vielversprechend an, so wird er ab der Hälfte regelrecht langweilig und streckenweise ziemlich schwach. Dabei fand ich es nicht gut, dass Fenris Einstieg in die Serie von einem Fremdautoren kommt. Ich weiß ja nicht, wie Jason Dark Fenris ersten Auftritt seinerseits in die Serie mit einbaut, aber für mich schien Fenris am Ende dieses Romans schon tot zu sein. Naja, wenn die zweite Hälfte des Romans die Qualität der ersten Hälfte gehalten hätte, könnte ich ruhig 3 Kreuze vergeben, doch so hat er nur 1 Kreuz verdient.


Besonderheiten:
Erster Auftritt von Fenris.
Dieser Roman wurde von Richard Wunderer geschrieben


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:
Gefällt mir nicht wirklich dieses Cover. Viel zu rosa und außerdem nicht wirklich schön gezeichnet.


Coverbewertung:
1 Kreuz

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Der Wolf vom Titelbild-Motiv war auch noch auf dem Cover des Geister Geschichten-Comics Nr. 25 von Bastei abgebildet:

Geister-Geschichten Nr. 25