Larry Brent Taschenbuch Nr. 13: Draculas Liebesbiss
Larry Brent Taschenbuch Nr. 13: Draculas Liebesbiss


Das Blut auf dem Boden formierte sich zu einem schmalen Rinnsal und fließt nicht mehr aus der Wunde, sondern - rückläufig - in die Adern! Draculas Blut in der Blutbahn eines Menschen! Der Fürst der Untoten lebt mitten unter uns! DRaculas ist zurückgekehrt. Junge Mädchen und Frauen, für die er eine besondere Vorliebe hat, sind seine Opfer. Die Vampirzähne schlagen sich in junge, schöne Hälse, und neue Vampire huschen durch die Nacht ... Larry Brent alias X-RAY-3 wird durch Draculas Erscheinen alarmiert. Es scheint, daß der sympathische PSA-Agent die Jagd schnell zu seinen Gunsten entscheiden kann. Doch das ist ein Irrtum. Er hat nicht mit der List der Blutsauger gerechnet. Als Larry nach New York zurückfliegt, ahnt er nicht, daß Dracula an seiner Seite sitzt. Dracula ist nicht tot - Dracula lebt.


von Dan Shocker, erschienen 1974, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In London wird der Antiquitätenhändler Richmond ermordet. Der Täter entwendet aus einer alten Truhe den Umhang des legendären Grafen Dracula. Vincent Rope hat sich schon lange mit dem Studium des Okkulten und des Vampirismus beschäftigt und will nun den Schritt in die Praxis wagen. Ein rauschgiftsüchtiger Helfer dreht aber kurz vor Vollendung eines Experimentes durch und es kommt zum Kampf. Dabei wird Rope verletzt und sein Blut vermischt sich mit dem des Grafen Dracula. Auf unerklärliche Weise strömt das alte Vampirblut zurück in die Adern Ropes. Sofort mutiert dieser selbst zum König der Vampire. Sein erstes Opfer wird der Drogenabhängige. Doch damit hat Draculas Jagd erst begonnen, denn seine bevorzugte Beute sind junge, schöne Frauen, denen er seinen Liebesbiss schenken kann. Die PSA hat herausgefunden, dass der Umhang des Vampirs in London aufgetaucht ist und schickt ihren besten Mann nach England: Staragent X-RAY-3 alias Larry Brent.Doch auch der Amerikaner ist machtlos gegen die hypnotische Kraft Draculas. Durch das schnelle Eingreifen von X-RAY-7, alias Iwan Kunaritschew, gelingt es Larry dem Untoten zu entkommen. Seien Bräute werden von dem Reporter Cunningham gepfählt, der den Blutsauger zu seinem Versteck verfolgte. Dracula selbst schießt den eintreffenden Inspektor Tack nieder und zwingt den aus den USA eingeflogenen Vampirismus-Experten Dr. Aston mit ihm in einem Auto zu fliehen. Aston steuert den Wagen gegen eine Mauer, wo das Fahrzeug in Flammen aufgeht. Dracula verbrennt in dem Autor, während der Arzt gerade noch aus dem Fahrzeugwrack klettern kann. Für Larry Brent ist der Fall erledigt. Was der PSA-Agent nicht ahnt, ist, dass Aston zuvor den Mantel Draculas an sich genommen hat und auch eine Blutprobe entnehmen konnte. In seinem Sanatorium nahe New York experimentiert der Arzt weiter und erweckt Dracula zu neuem untoten Leben. Doch dieses Msl gerät auch Larrys Schwester Miriam in die Fänge des Vampirgrafen ...


Meinung:
Das Taschenbuch beinhaltet in leicht gekürzter Form die beiden Silber-Krimis 878 und 882, welche den ersten Zweiteiler der Serie bilden. Der Roman behandelt nicht nur das klassische Vampirthema, sondern weist als Antagonisten niemand Geringeren als Dracula persönlich auf. Die Wiedererweckung des mächtigen Vampirgrafen geht bei Shocker recht originell vonstatten. Danach geht es Schlag auf Schlag. Der Roman weist keinerlei Längen auf und unterhält die gesamten 60 Seiten über auf gleichbleibend spannendem Niveau. Das bedeutet aber gleichfalls auch, dass es keine einprägsamen Höhepunkte innerhalb der Geschichte gibt. Dracula findet zwei Bräute und schafft es letztendlich auch Larry Brent in seine Gewalt zu bekommen. Interessant war es zu erfahren, dass sämtliche PSA-Agenten mit hypnotischen Barrieren gesichert sind, die sie gegen Manipulierungen immun machen. Die Rettung des PSA-Agenten gestaltet sich sehr unspektakulär und wieder einmal greift Dan Shocker zur Notlösung und zaubert kurzerhand Iwan Kunaritschew zu Tage. Zwar wird das Erscheinen des Russen glaubhaft und logisch erklärt, aber bequem war dieser Schachzug trotzdem, denn so musste sich der Autor nicht anstrengen einen Weg zu finden, wie sich der Titelheld selber aus der Bredouille rettet. Sprachlich betrachtet haben sich in diesem Fall weder der Autor noch der Lektor, wenn Letztgenannter überhaupt vorhanden war, mit Ruhm bekleckert. Die hübschen Stripperinnen werden ganz im 70er-Jahre-Stil alle Nase lang als "Girls" bezeichnet und so merkwürdige Formulierungen wie "Dracula biss die Lippen zusammen" kommen dem Leser öfter unter die Augen. Ein wenig patzte Dan Shocker auch bei der Darstellung des Vampirs, denn als Dracula sein zweites Opfer in der Garderobe des Striptease-Lokals findet, sieht eine Zeugin den Fremden im Spiegel. Später im Auto hat Dracula auf einmal kein Spiegelbild mehr, so wie es die Legende auch beschreibt. Ein weiterer Fehler unterläuft dem Autor, als die Helfer die Särge in die Gruft transportieren. Losgefahren sind sie mit vier Särgen. In die Gruft geschleppt werden drei, später sind es wieder vier. Seltsam? Aber so steht es geschrieben ... Das erste Finale in der Mitte des Buches ist darüber hinaus auch sehr hektisch ausgefallen. Der Leser erfährt nämlich nicht mehr was aus dem PSA-Kontaktmann Tander und dem Bestatter Horsley wurde. Es gibt aber auch Pluspunkte. So sind die Geschehnisse in der Leichenhalle sehr unheimlich beschrieben worden. Hier beweist Shocker sein unbestrittenes Talent dem Leser das Gruseln lehren zu können. Chiefinspektor Edward Higgins hat allerdings nur in dem Roman der eigenständigen Serie einen Auftritt in dem Roman. Im Silber-Grusel-Krimi und in dem Taschenbuch heißt der ermittelnde Beamte noch Inspektor Tack.
Die zweite Hälfte des Romans spielt wieder einmal in Shockers Lieblingsambiente eines Sanatoriums. Den alten Witz, nachdem immer der Gärtner der Mörder ist, kann man bei Larry-Brent häufig auf die Berufsgruppe der Ärzte anwenden. Nur dass Dan Shocker aus der Identität des Bösewichts zumindest im vorliegenden Fall kein Geheimnis macht. Geht es zunächst sehr stimmungsvoll weiter mit der Szene, als Lilian den Vampir beobachtet wie er ein Opfer aussaugt, so verfällt der Autor anschließend wieder in altbekannte Schemata. Zufällig ist Lilian mit Miriam Brent befreundet und erzählt der Freundin von ihrer Entdeckung. Ab da wird die Story zum Selbstläufer. Plötzlich erscheint ein weiterer Vampirjäger, der sich schon lange mit Dracula und seinem Leben beschäftigte. Die Charakterisierung ist dieses Mal voller Klischees, noch mehr als sonst üblich. Der Oberpfleger ist das Abziehbild des bulligen, stumpfsinnigen Pflegers, wie man sie in besonders schlechten Filmen zu sehen bekommt. Lustig ist dabei einzig ein Druckfehler, der den Mann beschreibt: "Der Mann seiner Seite, breit wie ein Kleiderschrank, zwei Köpfe größer als Aston und ungefähr 50 Pfund schwer, schob sich einen Schritt näher." Vermutlich sollte es "50 Pfund schwerer" heißen. Alles andere hätte keinen Sinn gemacht und ein 25 Kilo schwerer Pfleger dürfte alles andere als beeindruckend sein, geschweige denn überhaupt arbeitsfähig. Der Verlauf der Geschichte ist geprägt von Stereotypen des Heftromans. Echte Vampiratmosphäre vermag nicht so recht aufkommen und das Ende ist wieder viel zu sehr von Zufällen geprägt, als dass man als Leser hätte zufrieden sein können. Der Maskenball zum Ende hin wurde vermutlich nur eingebaut, um den Auftritt Draculas geheimnisvoller zu gestalten, entbehrt allerdings jeglicher Logik und medizinischem Fachwissen. Dan Shocker erklärt, dass die Patienten dadurch ihre Erkrankung besser verarbeiten könnten, in dem sie in neue Identitäten schlüpfen. Wenn aber schon Menschen mit Paranoia in dem Sanatorium untergebracht werden, ist es wenig sinnvoll kostümierte Menschen durch die Gegend laufen zu lassen, die den Wahn der Patienten unterstützen könnten. Der Auftritt von Morna Ulbrandson entpuppt sich letztendlich als Seifenblase und hatte wohl den einzigen Zweck, ein wenig mit Larry Brent zu flachsen. Auch in diesem Roman verpasst Dan Shocker die Gelegenheit ein wenig aus Draculas früherer Existenz zu berichten.Fazit: Mittelmäßiger Larry-Brent-Roman, der bis auf einen stimmungsvollen Beginn, nichts Neues bietet und mangels origineller Einfälle nur schlecht zu unterhalten weiß.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover zeigt den Kopf Draculas von dem Heftroman "Draculas Liebesbiss". Der Vampir selber wurde sehr gut getroffen und sieht überaus schaurig aus. Leider zerstört der weiße Hintergrund viel von der Atmosphäre und auch die lächerlichen Herzchen als I-Punkte sind alles andere als angebracht.


Coverbewertung:
2 Kreuze