Christoph Schwarz Nr. 38: Aus dem Reich der Schatten (Teil 2)

Christoph Schwarz Buchausgabe Nr. 3/2008


Tief im Regenwald findet Jaqueline Berger in einer alten Ruine Spuren einer Zivilisation, die von den meisten Wissenschaftlern geleugnet wird. Silbernes Wasser fließt durch einen reich mit alten Schriftzeichen versehenen Raum. Noch während sie die Ruine bestaunt, nimmt ein seltsames Wesen Kontakt zu ihr auf. Es spricht von einer großen Gefahr für die Menschen, und auch für eine ganz bestimmte Frau, die seit Monaten vermisst wird - Carmen Aiello-Schwarz. Tausende von Kilometern entfernt beginnt Nancy Higgins mit der Erforschung eines Spukhauses, nichts ahnend, dass sich damit ein Kreis schließt ...


von Gunter Arentzen, erschienen im Mai 2008, Titelbild: Uwe Köhl
Der Roman ist Teil der Buchausgabe Nr. 3/2008 in der drei aufeinanderfolgende Romane erschienen sind.

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Die ehemalige Schatzjägerin Jaqueline Berger soll im Auftrag der CIA mit dem Physiker Thomas Reed im Dschungel von Sri Lanka eine Atomrakete suchen, die ein englischer Agent dort versteckt hat. Dabei trifft Jaqueline nicht nur auf den Verräter Moroix (s. Die Schatzjägerin Band 3 ‚Der Götze von Akkon'), sondern entdeckt auch eine unterirdische Kultanlage der Großen Alten, in der ein silberner Bach fließt - so wie es schon bei Hannover der Fall war (s. Band 21 ‚Die Teufelskuhle'). Als Reed versehentlich in den Bach fällt, sehen die Großen Alten dies als eine Opfergabe Jaquelines an und entsenden einen Mala'ak, ein Dienerwesen, das Jaqueline eine Antwort auf eine ihrer Fragen gewährt. Die Abenteurerin nutzt die Gelegenheit und erkundigt sich nach dem Schicksal von Carmen Aiello-Schwarz, der verschollenen Ehefrau von Christoph Schwarz (s. Band 31 ‚Das dunkle Artefakt'), worauf sie folgende orakelhafte Aussage erhält: Das Schicksal jener, die du Carmen nennst, wird sich bald entscheiden. So, wie sich das Schicksal der Menschen entscheiden wird. Denn Gefahren und Möglichkeiten offenbaren sich jenen, die Seltsames im Sinn haben. Der Tod wird umgehen oder das Leben jubilieren.
Zur gleichen Zeit bekommt Belinda Nolte, die sich nun endgültig entschlossen hat, nur noch den Namen ihres neuen Körpers - Nancy Higgins - zu benutzen, von der CIA - genauer gesagt von Agent Harvey, mit dem Nancy und Chris schon in Bamberg zusammengearbeitet haben (s. Band 32 ‚Feuerreiter über Bamberg') - den Auftrag, die Erforschung eines Spukhauses in St. Louis zu leiten. Weiterhin zu der Aufklärungsgruppe gehören der Dämonologe Dexter Poulsen, der ein Schüler des deutschen Exorzisten Christian Becker ist und schon Erfahrungen im Kampf gegen Otgiruru gesammelt hat. Das 27jährige Universal-Medium Holly Carter, die in der Lage ist Geister sehen zu können, Magie spürt und bewusst eine Out-of-Body-Experience herbeiführen kann. Außerdem das Ehepaar Graham und Eireen Banninger. Er ist Journalist, der die Erforschung des Hauses dokumentieren soll, sie ist Physikerin, die zwar nur auf Wunsch ihres Mannes mitmacht, dem ganzen Ereignis dann aber einen seriösen Touch geben soll.
Nach den ersten unheimlichen Geschehnissen stellt sich schnell heraus, dass das sogenannte Bretano-Anwesen mehr ist als ein einfaches Spukhaus. Denn das Haus ist auf einer indianischen Kultstätte erbaut, in der Blutopfer für einen Großen Alten dargebracht wurden. Dem Großen Alten wollte auch Bretano die Rückkehr ermöglichen, als er fürchterliche Orgien mit Menschenopfern veranstaltete und schließlich seine ganze Familie auslöschte, bevor er sich selbst erhängte und damit seinen Geist in die Materie des Hauses einfließen lies.
Und bei diesem Großen Alten handelt es sich um niemand anderes als Alastor! Alastor - der abtrünnige Große Alte, der sich von den anderen Gottheiten abgewandt hat und in einen tiefen Schlaf gefallen ist. Alastor - dessen Erwachen das Ende der Menschheit einläuten würde... (s. Band 31 ‚Das dunkle Artefakt')
Bisher ist es Bretano noch nicht gelungen, ein Tor in Alastors Welt zu öffnen und den schlafenden Gott zu wecken, da ihm noch ein wichtiges Element in seinen Beschwörungen fehlte: ein Menschenopfer mit indianischen Wurzeln. Dieses Opfer hat er nun in Eireen Banninger gefunden und so entführt er die Physikerin in die magisch gesicherten Gewölbe unterhalb des Hauses, um sie Alastor zu opfern.
Nancy folgt dem Geistwesen, kann aber nicht verhindern, dass Eireen getötet wird und sich der Zugang zu Alastors Welt öffnet. Allerdings können durch diesen magischen Vorgang nun auch die anderen Großen Alten eingreifen und schicken ihre Dienerinnen, um Bretano zu vernichten: die verschollen geglaubten Hexen um Cassiopeia, und unter ihnen auch Carmen!
Nancy erfährt, dass die Magie der Hexen auf der Macht der Großen Alten beruht, und dass Carmen als Ersatz für ihre Mutter in den Kreis der Götzendienerinnen aufgenommen wurde. Die Jagd nach dem dunklen Artefakt war dabei nur ein Test für das Team um Christoph Schwarz, denn Carmen sollte nie aus dem Bann der Alten befreit werden, genauso wie ein Erwachen Alastors von den anderen Großen Alten nie erwünscht war, sondern verhindert werden soll, wenn sie ihn schon aus unbekannten Gründen nicht vernichten wollen.
Während Cassiopeia, Camera und Fran das Tor zu Alastors Welt bewachen, machen sich Carmen und Nancy auf den Weg in genau diese Welt. Denn wie schon in Gelsenkirchen (s. Band 34 ‚Tod unter Tage') kann auch dieses Tor nur mit dem flüssigen Feuer, magischer Lava, verschlossen werden, das es nun zu finden gilt.
Die beiden Frauen landen in einer Stadt, die einer Großstadt der normalen Welt gleicht - nur dass es hier kein Leben zu geben scheint. Diese Annahme erweist sich schnell als Irrtum, als plötzlich Zombies aus den Häusern torkeln und Riesenvögel am Himmel erscheinen, die die beiden Frauen angreifen. Carmen und Nancy können sich in einen Supermarkt retten, aus dem sie befreit werden, als ein Trupp Bewaffneter erscheint und die Zombies und Monstervögel vernichtet.
Es stellt sich heraus, dass in dieser Welt ein Krieg mit biologischen Waffen fast alle Menschen vernichtet und zu Mutationen in der Tierwelt geführt hat. Außerdem wurden viele der Toten zu Zombies. Nancy möchte die wenigen Überlebenden mit in die normale Welt nehmen, doch Carmen und auch der Anführer der Kämpfer sind dagegen. Schließlich bekommen die beiden Frauen etwas Lava, mit der hier Energie erzeugt wird und können den Riss zwischen den Welten schließen. Was mit dem Spukhaus geschieht, ist noch unklar, allerdings scheint noch immer eine Gefahr von ihm auszugehen, so dass es erst mal unter Verwahrung der CIA bleibt.


Meinung:
Bevor ich eine richtige Bewertung abgeben kann, muss ich erst einmal durchatmen und ein "Wow!" ausstoßen...
Dieser Roman ist wohl das Beste, was bei Christoph Schwarz bisher erschienen ist. Auf der einen Seite haben wir hier einen wirklich spannenden und unheimlichen Gruselroman, der mit allem aufwartet, was das Genre zu bieten hat. Ein altes Haus mit einer tragischen Geschichte, Geheimgängen und magisch gesicherten Räumen. Spukerscheinungen, blutende Wände und ein zum Leben erwachendes Parkettbild sorgen für den richtigen Gänsehautfaktor, während die Schilderungen von Bretanos Orgien und Blutopfern hart und brutal geschildert werden - insbesondere der Mord an seiner 13jährigen Tochter - und nichts für zarte Gemüter sind.
Auf der anderen Seite erfährt man hier so viel Wichtiges über die Hintergründe der Großen Alten und bekommt Einblicke in Rätsel der vergangenen Bände, dass kein Fan der Serie den Roman verpassen darf.
Hier gibt es einen interessanten Einblick in die Vorgehensweise der Großen Alten und einen Hinweis darauf, dass es in der Welt von Christoph Schwarz drei Arten von Magie gibt: die der Kelten, die der Großen Alten und einen dritten Block, dem die so genannten Dämonen wie Abaddon angehören. Dämonen nach christlichem Verständnis gibt es allerdings gar nicht - es sind alles Wesen, die sich oft dem menschlichen Verstand verschließen, aber genauso natürlich sind wie die Menschen.
Schön ist auch, dass wir nun endlich etwas über das Schicksal von Carmen erfahren, auch wenn ich mir das etwas anders vorgestellt habe, denn sie und Chris kommen nicht in Kontakt und irgendwie habe ich das Gefühl, dass das beide nicht besonders stört.
Zwischenspiel: Conny Blank lernt in Frankfurt die Vampirin Diana-Marie Bayron (s. die e-book-Serie JAQUELINE BERGER und GEISTER-SCHOCKER-Sonderband 10 ‚Das Biest aus der Vergangenheit') kennen, und muss erfahren, dass ihre Vorgesetzen im Innenministerium nicht nur von der Existenz der Vampire wissen, sondern diese auch tolerieren.


Besonderheiten:
Erster Auftritt eines Mala'ak, eines Dieners der der Großen Alten.
Alastor wird fast wiedererweckt.
Erster Auftritt von Dexter Poulsen.
Erster Auftritt von Holly Carter.
Carmen Aiello-Schwarz taucht als Dienerin der Großen Alten wieder auf.
Erster Auftritt von Diana-Marie Bayron bei Christoph Schwarz.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt den CD-Aufdruck der Band - ein rockendes Skelett (Aus Band 40 "Die Symphonie des Grauens"). Auch wenn mir die Ausführung gut gefällt, finde ich das Skelett mit langen Haaren und Stiefel eher etwas lächerlich…


Coverbewertung:
3 Kreuze